Russischer Gaskonzern und europäische Stromversorger kritisieren EU-Energiepolitik
Die letzte Woche war keine gute Woche für die EU-Kommission. Erst kritisierten die großen europäischen Stromversorger die Energiepolitik in Europa. Dann verteilte auch noch der russische Gaskonzern GAZPROM kritische Worte an die Verantwortlichen der EU-Energiepolitik.
Im Zuge des internationalen Branchentreffen europäischer Stromversorger (Konferenz der europäischen Vereinigung der Stromerzeuger (Eurelectric)) nutzten die Führungskräfte der Unternehmen das Rampenlicht, um mit der EU-Energiepolitik abzurechnen, wie auf finanznachrichten.de berichtet wird. Die verantwortlichen Politiker müssten jetzt handeln, um die Energiesicherheit auch zukünftig zu gewährleisten. Grund für die Bedenken der Energieversorger und Branchenvertreter ist die anhaltende Rezession in Europa. Man gehe zwar von einer weiterhin soliden Nachfrage aus, sieht aber durch den Kurs der Energiepolitik der EU eine Gefährdung in der Wettbewerbsfähigkeit ihrer Wirtschaft und sogar eine mögliche Unterbrechung der Energieversorgung.
Schuld sind Vielzahl nationaler Regelwerke und Programme
Der Unmut der Stromversorger gegenüber der EU-Politik begründet sich in erster Linie in der Vielzahl nationaler Relgwerke innerhalb der EU. Diese machen es der Branche schwer zu investieren oder Kapazitäten voll auszuschöpfen. Man fordere daher „eine einheitliche Energiepolitik, die das unilaterale Eingreifen durch nationale Regierungen beendet„, so zum Beispiel Fulvio Conti, CEO des italienischen Versorgers Enel SpA und scheidender Eurelectric-Präsident. Conti kritisiert darüber hinaus weiter die Vielzahl unterschiedlicher Programme auf nationaler Ebene zur Unterstützung erneuerbarer Energiequellen. Diese seien „kontraproduktiv“ und „verzerren den Wettbewerb„, so Conti.
Auch E.ON Chef Johannes Teyssen äußerte sich zur aktuellen EU-Energiepolitik. „Die Situation bedroht seit langem die Existenz einiger Anlagen„, so Teyssen. Erst im vergangenen Monat gab Teyssen bekannt, dass man über die Schließung weiterer Gaskraftwerke in Europa nachdenke. Viele europäische Stromversorger leiden unter hohen Schulden. Während der Finanzkrise entstand eine Welle von Aufkäufen und Zusammenschlüssen. Außerdem drückt die europäische Wirtschaftskrise Nachfrage und Preise, das nicht zur Verbesserung der Situation beiträgt. In Anbetracht der gegenwärtigen Situation war ein Ruf in Richtung EU-Kommission im Rahmen des Branchentreffens also zu erwarten gewesen. Eine Stellungnahme der EU-Kommission blieb auf Nachfrage von finanznachrichten.de bis Dienstag allerdings aus.
Auch führender russischer Gaskonzern unzufrieden mit der EU-Energiepolitik
Auch der führende russische Gaskonzern GAZPROM äußerte sich zuletzt kritisch gegenüber der europäischen Energiepolitik. Wie der MDR Sachsen berichtet, tadelte Vize-Vorstandschef Alexander Medwedew letzten Donnerstag, auf der Feier zur 40-jährigen Energielieferung von Erdgas zwischen Russland und Deutschland in Leipzig, über die Vielzahl der Regulierungen in der EU. Abgezielt haben dürfte er dabei auf das s.g. dritte Energiepaket der EU. Das Energiepaket sieht unter anderem vor, dass Erzeugung und Vetrieb getrennt ablaufen müssen. Konkret bedeutet das eine Aufteilung der Pipelinkapazitäten unter verschiedenen Anbietern.
Das dies besonders den russischen Erdgasmonopolist GAZPROM stört dürfte klar sein. Immerhin gehört GAZPROM zu einem der größten osteuropäischen Erdgas-Lieferanten für Deutschland. Gaspipelines von Nord nach Süd, die durch den Osten führen, wie zum Beispiel die Gaspipeline Opal, sind demnach nur zu 50% ausgelastet. Die andere Hälfte muss für andere Anbieter freigehalten werden. So sieht es das dritte Energiepaket der EU vor. Medwedjew hofft nun auf weitere Verhandlungen zwischen der EU und Russland.
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